Theater

Single Room #2

Ein choreographisches Schauspiel

Ein Jemand, ein durchgeknallter Hirsch, ein Mädchen und ein karges Zimmer!

Über das Projekt

„Tanze. Das ist der einzige Weg. ich würde dir gern alles besser erklären. Aber ich kann nicht. Ich kann dir nur sagen: Tanze. So gut du kannst. Du hast keine andere Wahl“. (Haruki Murakami)

Ein Jemand, ein durchgeknallter Hirsch, ein Mädchen und ein karges Zimmer!

Jede Menge Schulden und ein Gefühl des nicht-mehr-lieben-könnens drängen Jemand ins emotionale Abseits. In der Abwärtsschleife seines bisherigen Lebens, verliert er alles und schließlich sich selbst. „Jemand“ findet sich völlig leer und ausgebrannt in einem eigenkreierten Mikrokosmos wieder, in dem Zeit und Raum enden. In einem Hotelzimmer, das am Rand jeder erkennbaren Wirklichkeit liegt. Ein Mann, halb Mensch, halb Hirsch und ein „ertrunkenes“ Mädchen, das einem Comic entspringen könnte, warten dort, um ihn auf seinem Weg durch das dunkle Labyrinth seiner Ängste, Träume und Erinnerungen zu leiten.

Besetzung & Team

Darsteller: Therese Herberstein, Jakob Beubler, Florian Kaufmann

Regie/Choreographie/Text: Bärbel Strehlau

Bühne: Stefanie Muther

Kostüm: Otto Krause

Film und Projektion: Sophie Lux

Dramaturgie: Birgit Fischer

Regieassistenz: Daniel Pfeiffer

Produktionsleitung/Pressearbeit: Alexandra Petschar

Pressearbeit: Ivanka Brekalov

Fakten

von [artfusion] / Bärbel Strehlau und Jakob Beubler
Uraufführung: 26.03.12 / Palais Kabelwerk Wien

Kritiken

Rätselhaft / Tanztheater „Single Room“ fordert den Zuschauer intellektuell heraus

 

Kempten „Das hätte ich gar nicht gedacht, dass man so etwas in Kempten erlebt“, sagt eine Junge Besucherin etwas baff und jubelt beim Applaudieren. Beim Gastspiel „Single Room“ der Choreografin Bärbel Strehlau und „artfusion“ (Wien) erlebten ein paar Besucher im Theater-Oben „postdramatisches Theater“ – Theater also, das seit den 1990er Jahren nichts mehr mit einer linearen Erzählung und psychologisch nachvollziehbaren Figuren zu tun hat. Stattdessen stehen Tanz, Schauspiel, Musik, Sprache, Medien gleichberechtigt nebeneinander.

Die Inzenierung des Kollektivs „artfusion“ macht es dem Zuschauer nicht leicht. Am Anfang und am Ende wird ein Schwarz-Weiß-Film gezeigt. Man sieht einen Jungen durch ein Hotel oder durch einen Wald gehen. Ein Mann (Jakob Beubler), wunschlos und liebesfähig, kommt in einen Raum. Hier wartet ein Hirschmann (Florian Kaufmann) und ein Mädchen (Therese Herberstein) auf ihn.

Eine Bahnhofsuhr zeigt immer acht vor acht, ein Diaprojektor Fotos von diversen Orten in einem Hotel. Kabel und Verteilerkästen erzählen, dass dieser Ort ein „Knotenpunkt“ für den Mann ist. Der Hirschmann, der zum Akkordeon röhrt, ist eine Art Mephisto, der einen Vertrag mit ihn schließen will, um die surreale Welt des Traumes mit der Realität zu vereinen. Das Mädchen ist ein Wasserwesen, das permanent ihr Hemd wäscht und schwermütige Lieder singt.

 

Figuren als Text-Transporteure

Die drei Figuren sprechen, singen und tanzen und sind vor allem Transporteure von Textflächen. Sie tragen ihre ironischen Kommentare zur Finanzmarktsituation, zur Quantenphysik oder zum Kollektivismus vor sich her wie das Zimmermädchen die fein säuberlich zusammengelegte Wäsche. Oder sie sagen paradoxe Sätze wie: „Ich bin gestorben, ohne es gemerkt zu haben.“

Die Inszenierung ist ein ruhiger Fluss, ohne dramatische Aufwallung. Man wartet, dass etwas passiert. Kaum glaubt man, etwas begriffen zu haben, zerfällt es rückstandslos und so wartet man auf den nächsten Strohhalm. Deshalb wird dieser Abend auch nie langweilig und mit einem kurzen kräftigen Applaus belohnt.